Ist das möglich: wohnen in Deutschland und arbeiten in Thailand? Diese Frage bewegte uns, als wir 2020 nach fast dreißig Jahren in Thailand nach Deutschland zogen. In den Jahrzehnten in Thailand waren uns zwei Tatsachen schmerzlich bewusst: 1) die geringe Zahl von Christen (ca. 0,5%) und 2) der Mangel an geistlichen Leitern und Mitarbeitern. Daher brachten wir uns in die Gemeindeaufbauarbeit und Mitarbeiterschulung ein, mit dem Ziel, Thais zu helfen, als Jünger Jesu zu leben und selbst Jünger zu machen. Im Gebiet des Gemeindeverbands, der durch die Missionsarbeit des WEC im südlichen Nordthailand entstanden war, arbeiteten wir zusammen mit einheimischen Mitarbeitern und gingen gemeinsam durch Freud und Leid. So entwickelten sich teils tiefe Beziehungen.
Wie können wir von Deutschland aus weiter den Thais dienen?
Gott schenkte vor allem Sung Won die Möglichkeit über Online-Unterricht (meist Einzelunterricht) weiterhin Mitarbeiter zu schulen und zu betreuen.
Die früher gewachsenen Beziehungen und das Vertrauen bilden die Grundlage für den Unterricht und die sich daraus ergebenden seelsorgerlichen Gespräche. Jährliche Einsätze in Thailand helfen Sung Won, die aktuelle Lebens- und Dienstsituation der Mitarbeiter, die er online unterrichtet, zu verstehen und relevante Unterrichtsthemen auszuwählen. Während wir diese Zeilen schreiben, ist er gerade wieder in Thailand und erlebt, wie Gott alles vorbereitet hat und ihn führt.
Bei den Vorbereitungen war Sung Won das Thema „Gefühle“ wichtig geworden. Die große Bedeutung, die Gefühle für Thais haben, lässt sich an den vielen Wortkombinationen mit dem Wort „Herz“ erkennen. Leider nehmen sowohl die Thais als auch uns Gefühle oft so gefangen, dass sie unser Denken, Entscheiden und Handeln bestimmen und in eine falsche Richtung lenken können. Nach Rücksprache mit einem erfahrenen Thai-Pastor wurde dieses Thema für Mitarbeiterseminare während Sung Wons Einsatz in Thailand ausgewählt. Nach dem ersten Seminar freuen wir uns über den regen Austausch der Mitarbeiter zum Thema und die Bitte, dieses Thema in Zukunft weiter im Online-Unterricht zu behandeln.
Wir sind überrascht, wie viele Leute Sung Wons Besuch in
Thailand für seelsorgerliche Gespräche nutzen. Nicht nur die Mitarbeiter, die in den letzten Jahren am Online-Unterricht teilgenommen haben, sondern auch eine ganze Reihe anderer Personen, die wir aus unserem langjährigen Dienst kennen, kommen oder rufen an. Es macht Freude, niedergeschlagenen Menschen neuen Mut zuzusprechen. Doch manchmal müssen auch falsche Denkmuster und Fehlverhalten angesprochen werden. Wir sind Gott sehr dankbar, dass er Sung Won den Mut dazu geschenkt hat und die Betroffenen Gottes korrigierendes Reden angenommen haben.
Auch für das Bibelstudienmaterial, das wir in Thailand als Hilfe für die zu schreiben begonnen haben, die bei der Jüngerschaftsschulung mitarbeiten, hat Gott eine Fortsetzung in Deutschland geschenkt. Ulrike und eine Thai-Mitarbeiterin, die beim Tippen hilft, arbeiten online weiter daran. Nun haben ein paar Mitarbeiterinnen im Gespräch mit Sung Won in Thailand vorgeschlagen, das Material als Grundlage für YouTube Videos zu benutzen. Sie wollen die Passagen einfach und „Thai gemäß“ erklären und damit eine Hilfe zum geistlichen Wachstum geben. Wir sind gespannt auf Gottes weitere Führung und freuen uns, dass unser Anliegen Gestalt gewinnt: Thais wollen Thais erreichen!
Sung Won und Ulrike Lim lebten 29 Jahre in Thailand. Seit 2020 arbeiten sie vorwiegend online von Deutschland aus.