Interview mit Annette McLaren, Beraterin für Missionarskinder bei WEC Deutschland.
Du lebst jetzt in der Missionszentrale in Eppstein. Dein ursprünglicher Einsatzort lag jedoch in Afrika. Wie kam das?
1987 landete ich auf Empfehlung einer mir bekannten Ärztin gegen meinen Wunsch für zweieinhalb Jahre in einem medizinischen Kurzzeiteinsatz in Gambia, statt wie ursprünglich geplant in einer englischsprachigen Bibelschule, denn diese war schon voll belegt.
Warum mit WEC?
Es hat mich angesprochen, dass WEC eine internationale, überkonfessionelle Glaubensmission ist. Im Einsatzland arbeitet man in interkulturellen Teams. Das ist herausfordernd und sensibilisiert für andere Kulturen.
Wo hast du deinen Mann Andrew kennengelernt?
In der WEC-Bibelschule in den Niederlanden (Cornerstone).
Gemeinsam gingt ihr erneut nach Gambia. Warum seid ihr nach dreizehn Jahren in den Senegal umgezogen?
In der dortigen Schule für Missionarskinder wurden erfahrene Mitarbeiter gesucht. Außerdem wollten wir wieder näher bei unseren zwei Kindern sein, die schon mit sieben Jahren an dieser Schule anfingen.
Was hast du an Afrika geliebt?
Menschen, Meer und Mangos. Die Menschen sind arm, aber dankbar; sie sind sehr gastfreundlich und halten zusammen, wie das in einer gruppenorientierten Kultur üblich ist. Davon konnte ich als Individualist viel lernen. Das Meer war immer gut erreichbar und erholsam. Unsere Kinder und ich lieben Mangos, die fast das ganze Jahr durch erhältlich sind.
Deine momentane Aufgabe im WEC lautet MK-Beauftragte. Was steckt dahinter?
MK steht für Missionarskinder. Als MK-Beauftragte kümmere ich mich um die Kinder, die durch das Aufwachsen in mehreren Kulturen nicht ‚deutsch‘ bleiben. Das müssen die Eltern wissen, bevor sie mit Kindern ins Ausland gehen.
Seit wann liegt es dir auf dem Herzen, dich besonders in Kinder zu investieren?
2013 wurde ich gebeten, die Aufgabe als MK-Beauftragte zu übernehmen. Es wurde mir immer wichtiger, dass Kinder über ihre Welt sprechen können. Dabei geht es nicht um die Arbeit der Eltern, sondern wie sie ihre Umwelt – Kindergarten, Schule, Freunde usw. wahrnehmen. Es ist mein Herzensanliegen, dass Kinder ihre multikulturellen Erfahrungen gut verarbeiten und in unserer immer globaler werdenden Welt ein Segen sein können.
Wie unterscheiden sich ein MK und ein TCK?
Ein Missionarskind (MK) kann im In- oder Ausland aufwachsen, da manche Eltern zur Mission in ihrer Heimat berufen sind. Sobald Eltern ein Kind mit ins Ausland nehmen, wird es ein TCK = Third Culture Kid. TCKs haben einen bedeutenden Teil ihrer Entwicklungsjahre außerhalb der Kultur ihrer Eltern verbracht. Sie werden sowohl von der Heimatkultur der Eltern als auch von den Kulturen des Einsatzlandes bzw. der Schule geprägt. Sie fühlen sich mit den verschiedenen, ihnen vertrauten Kulturen verbunden, können sich aber mit keiner vollständig identifizieren. Das Zusammensein mit anderen TCKs gibt ihnen ein Gefühl von Heimat. Wenn die Familie nach Deutschland zurückkehrt, brauchen sie besondere Unterstützung.
Ein Highlight?
Letztes Jahr bekam ich einen lieben Dankesbrief von einer 19-Jährigen, die ich neun Jahre begleitet hatte.
Bei dir ist die Rente in Sicht. Wann ist es so weit?
Ab November 2025 kann ich in den Ruhestand treten. Meine Nachfolge ist noch offen – ein Gebetsanliegen!

Seit 2013 ist Annette MK-Beauftragte
bei WEC Deutschland,
nachdem sie vorher jahrelang
in Gambia und Senegal gearbeitet hat.