Gemeindegründung im unglücklichsten Teil Deutschlands

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Mecklenburg-Vorpommern (MV) belegt bei der Studie „Glücksatlas Deutschland“ den letzten Platz des Glücks-Ranking. Eigentlich komisch, denn es gilt als eine der schönsten Gegenden Deutschlands. Zum Glücksempfinden gehören eben viele Faktoren – befriedigende Arbeitsmöglichkeiten (da liegt MV leider hinten), gute Infrastruktur u.v.m. Nordostdeutschland, insbesondere MV, gilt als eines der a-religiösesten Gebiete der Welt. MV hält auch einen Rekord bei Suchtproblemen: Es ist Spitzenreiter Deutschlands bei diagnostizierter Alkoholsucht und Kleinstädte wie Neustrelitz haben mehr Amphetamin-Rückstände im Abwasser als z. B. Dortmund.  

Ankommen, Ausrichten, Aufbauen 
Nach 12 Jahren in Güstrow sind wir nun seit einem Jahr in Neustrelitz, um hier Gemeinde zu gründen. Wir arbeiten als WEC-Team zusammen mit dem Mecklenburgischen Gemeinschaftsverband. Daneben lassen wir uns vom M4 Europe Lerngemeinschafts-Prozess begleiten. Nicht „viele Köche verderben den Brei“, sondern „durch Beratung kommen Pläne zum Ziel“ (Sprüche 20,18). Gerade haben wir die Orientierungsphase (Umzug, Teambuilding, Kultur kennenlernen usw.) hinter uns und starten in die Gründungsphase. Gründungsphase bedeutet, inhaltlich zu denken: Was sind unsere Werte, Vision, Strategien? Zudem beginnt man konkret, Dienste zu entwickeln.  

Klare Prioritäten 
Unsere Prioritäten sind Kontakte zu Jugendlichen der Stadt und die „Kontakte des natürlichen Umfelds“ (Nachbarn, Kollegen, …). Das erfordert viel Zeit – Zeit für Nähe, Gespräche und gemeinsame Erlebnisse. Gemeindegründung ist Pionierarbeit, d. h. Neues ausprobieren und sich von Fehlschlägen nicht entmutigen lassen. Als Team agieren wir noch nicht so sehr gabenorientiert, sondern jeder ist herausgefordert anzupacken, wo Bedarf ist. 

Lust, Last und Lohn 
Wir müssen den Autoren von Gemeindegründungs-Literatur zustimmen: Gemeindegründung ist eine komplizierte Angelegenheit und eine emotionale Achterbahnfahrt. Und gleichzeitig ist sie der Herzschlag Gottes und ein kostbares Abenteuer. Ein Bibelvers, der mich in der Gemeindegründung ermutigt und gleichzeitig für uns alle gilt, steht in Römer 12,21: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern überwinde es durch das Gute!“ 

Zwei Beispiele 
Im September haben wir sechs junge Menschen getauft. Kurz vor der Taufe machte sich einer der Täuflinge eines Fehltritts schuldig. Zunächst wurde alles geleugnet. Betend gingen wir in ein Gespräch und erlebten, wie der Heilige Geist die Person dazu brachte, nicht nur die Tat zuzugeben, sondern auf allen Ebenen Klärung und Wiedergutmachung zu leisten. Was für ein Sieg über das Böse! 

Eines Abends erzählte ein junger Mann, dass ihn die Vorstellung, allein zu Hause zu sein, in Panik versetzt – alte Ängste würden wieder hochkommen und ihn quälen. Samuel riet ihm, die Psalmen 19, 23 und 27 zu lesen. Nach einer Weile kam die Nachricht: „Ich habe dazu noch die Psalmen 1-10 gelesen und jetzt ist Frieden hier. Nun kann ich ruhig schlafen.“  

Jesus ist der Sieger! Und der Baumeister seiner Gemeinde! Deswegen dürfen wir Gemeinde bauen.  

 

Evelyn und Samuel Rahn