Finnland – Migrantenarbeit hautnah

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Obwohl Finnland hoch im Norden liegt, die Winter lang und die Tage kurz sind, ist es ein beliebtes Einwanderungsland geworden. Als ich 1985 nach Finnland kam, gab es kaum Menschen mit ausländischen Wurzeln. Das hat sich stark geändert. Mittlerweile sind es gut 10 % der Bevölkerung. Studenten, Asylsuchende, Flüchtlinge, Arbeiter, mit Finnen Verheiratete usw.  

Migranten Heimat bieten
Seit Sommer 2015 sind wir in Zusammenarbeit mit der Finnischen Freien Evangelischen Gemeinde in Tampere unter Migranten tätig. Das Sprach-Café und gemeinsame Ausflüge bieten eine gute Gelegenheit, sich kennenzulernen. Wichtig ist die simultane Übersetzung ins Englische während der Gottesdienste. So haben einige Migranten den Weg in die Gemeinde gefunden. Wie können wir als einzelne Christen und Gemeinden dazu beitragen, dass diese Menschen sich bei uns willkommen, einbezogen und dazugehörig fühlen?  

Ein Erlebnis, das mich im Tiefsten traf 
Vor einigen Wochen rief mich eine gute Freundin an, die ursprünglich aus einem afrikanischen Land kommt. An ihrer Stimme merkte ich sofort, dass sie krank war. Da ich mich in der Nähe befand, ging ich zu ihr. Alleine in ihrer Wohnung und ohne Familie wusste sie nicht mehr weiter. Zusammen mit meinem Mann brachten wir sie erst zum Arzt und dann ins Krankenhaus. Als der Anmeldeautomat ihre ID-Karte las, kamen ihre persönlichen Daten auf den Bildschirm. Die Angaben waren korrekt, bis wir zu dem Punkt „nächste Angehörige“ kamen. Dort war keine Information, das Feld war leer. Das berührte mich zutiefst. Hier ist eine Frau in einem Land, in dem sie keine Familie oder Verwandte hat. Da ist kein nächster Angehöriger, der zu Hilfe kommen kann. Ich war von Herzen dankbar, zur rechten Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein und ihr ein kleines bisschen helfen zu können. Einige Tage später besuchte ich sie. Es ging ihr besser. Was mich bei diesem Besuch tief bewegte, war die Dankbarkeit meiner Freundin – für eine Hilfe, die ich selbst kaum der Rede wert fand. 

Wie ich sie kennenlernte? Sie arbeitet in einem Kindergarten, in dem eine der Mitarbeiterinnen unserer Gemeinde angehört. Diese lud sie zu einem Frauenfrühstück ein – und sie kam. Inzwischen ist unsere Gemeinde für sie zu einem Stück Heimat geworden. 

Wenig kann doch viel sein 
Es muss nicht unbedingt ein großer Schritt oder eine große Tat sein, damit sich jemand wertgeschätzt fühlt. Es kann eine kurze Zeit des Zuhörens sein, ein kleines Wort der Ermutigung, ein Besuch oder eine Einladung in unser Zuhause … 

 

Elke Juvonen