10 Jahre Willkommenskultur – wie geht es weiter?

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Vor 10 Jahren haben wir das Café International eröffnet und seitdem zahllose Familien, Männer, Frauen und Kinder willkommen geheißen. Von Anfang an war es eine interkulturelle Gruppe mit Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern und Sprachgruppen. Tatsächlich hat uns die deutsche Sprache zusammengebracht. „Es ist schwer, Deutsche kennenzulernen. Wo können wir mal Deutsch praktizieren?“ Im Café International nehmen sich deutsche Gemeindeglieder Zeit für Begegnung mit den so unterschiedlichen Menschen, die aus dem Mittleren Osten zu uns gekommen sind.   

Es kostet …  
… Zeit. Aber auch Offenheit, ehrliches Interesse, den Preis, gewohntes Terrain zu verlassen, die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, Wege zu suchen, um kulturangemessen das weiterzugeben, woran wir glauben: Gott hat ein Heilsangebot für uns. ER hat sich in Jesus Christus auf den Weg zu uns gemacht.  

Es bereichert   
Ohne zu verreisen, lernen wir unterschiedliche Kulturen vor der eigenen Haustür kennen, werden kulinarisch verwöhnt, lernen neue Blickwinkel auf das Leben. 

Ein interkulturelles Bibelstudium ist so bereichernd, weil der kulturelle Hintergrund der biblischen Geschichten der Kultur des Mittleren Ostens so viel ähnlicher ist als der des Westens.   

Wir erleben, wie Menschen uns ihr ganzes Vertrauen schenken. Sie ehren uns, indem sie uns Anteil an ihren inneren Nöten schenken. Sie fühlen sich bei uns sicher.  

Es braucht einen langen Atem 
Das anfangs große Café International Team wurde kleiner. Die Mitarbeiter im Kinderprogramm wechselten, das kleine Team braucht jetzt jedes Mal Verstärkung. Dabei ist Kinderarbeit unter Migranten eine Zukunftsinvestition, wenn jetzt schon 40% der unter 18jährigen einen Migrationshintergrund haben – Tendenz steigend.   

Viele Migranten sind weitergezogen: in andere Städte Deutschlands, einzelne zurück in ihr Herkunftsland. Einige haben zu Jesus gefunden und sind Teil einer Jüngerschaftsgruppe geworden. Etliche Personen haben sich taufen lassen.   

Andere haben sich enttäuscht zurückgezogen, sind in den Sog von Materialismus und Konsumverhalten gekommen. Viele kämpfen mit den Anforderungen des Lebens in einer für sie immer noch fremden Kultur.   

Nach 10 Jahren beobachten wir in Helferkreisen und Gemeinden eine Ermüdung und Ernüchterung. Doch die Liebe Jesu bleibt dieselbe. Sie möchte uns in der Tiefe berühren und durch uns in das Leben derer fließen, die den Jesus-Weg gerade erst oder noch nicht begonnen haben.  

Wie geht es weiter?

  • Offen bleiben für Neu-Angekommene. Vielleicht haben sie an anderen Stationen ihrer Migration schon von Jesus gehört und brauchen jetzt neue Ansprechpersonen, die sie herzlich aufnehmen.  
  • In die Tiefe gehen durch intensive persönliche Gespräche, Bibellesen und auch einen Befreiungsdienst.  
  • Interkulturelle Seelsorge und Trauma-Begleitung. Dazu gibt es hilfreiches Material z. B. bei wycliff.de/traumabegleitung  
  • Zusammenarbeit mit interkulturellen Gemeinden und Jesusnachfolgern aus nicht-westlichen Kulturen. Besonders hilfreich ist es, Muttersprachler zu finden und zu unterstützen, die ihre eigenen Landsleute auf dem Herzen haben und ihnen Jesus bezeugen wollen.   

Die Verfasserin arbeitet seit über 15 Jahren unter Geflüchteten und Migranten in Europa.